Liebe KISIs, liebe Freunde!

Nun bin ich schon seit einigen Monaten hier in Neuseeland und ihr fragt euch vielleicht, warum ich so lange nichts von mir hören lasse. Darum möchte ich euch als erstes sagen: Ich habe euch nicht vergessen und vermisse euch alle! ????

Das Leben hier ist sehr anders als im Ländle und ich habe ein paar Wochen gebraucht um mich daran zu gewöhnen. Ich wohne hier in einem Ort namens Wanaka auf der Südinsel, in einer „Backpacker-Lodge“, der „Zula“. „Zula“ ist hebräisch und bedeutet: Ein Ort, wo man zusammenkommt, redet und chillt.

Genau das machen unsere Gäste hier auch. Meinen Tante Uta und ihr Mann Chris arbeiten für eine christliche Mission namens „Celebrate Messiah“ und managen die Zula. Das Ziel unserer Arbeit hier ist, Israelis  auf ihren Messias Jeshua hinzuweisen. In Israel müssen alle jungen Frauen und Männer nach der Schule mit etwa 18 Jahren für 2-3 Jahre in die Armee, wo sie viele verschiedene Jobs haben. Die meisten von ihnen gehen danach für ein paar Monate auf Reisen und fangen erst mit etwa 23 Jahren an zu studieren oder zu arbeiten.

In der Zula bekommen wir jeden Montag und Donnerstag 20-30 neue Gäste. Junge Volontäre aus der ganzen Welt kommen mit einem Herz für Israel, um für ein paar Wochen oder Monate ihre Zeit in diese Mission unter Juden zu investieren. Ich bin eine von ihnen und unser Alltag sieht ungefähr  so aus:

Montagmorgen 8.30 Uhr klingelt der Wecker und Talya, Jess und ich geben unser Bestes, um pünktlich zur Andacht zu kommen. Um 9.00 treffen wir uns im Wohnzimmer mit Uta, Chris und den anderen Volontären, um zusammen zu beten, die Bibel zu lesen und uns auszutauschen. Danach besprechen wir, was uns die Woche erwartet und wie der Tagesplan aussieht. Gewöhnlich müssen wir uns aber auf einige Überraschungen und Planänderungen gefasst machen, weil man nie wirklich weiß, wer oder was dazwischen kommt.

Um 11.00 fangen wir an, die Lodge zu putzen, Betten zu beziehen, Böden zu wischen und das Haus für unsere Gäste vorzubereiten. Nach dem Mittagessen haben wir theoretisch frei, meistens nutzen wir aber die Zeit bis zum Check-in, um  Einkäufe oder Persönliches zu erledigen. Dann trudeln die ersten Gäste ein und bis zum Abend ist die Lodge gefüllt mit neuen Gesichtern und vielen neuen Namen. Am ersten Abend versuchen wir, unsere Gäste ein bisschen kennenzulernen, die Israelis sind fast alle sehr offen und freundlich. Miteinander reden sie natürlich hebräisch, und man könnte meinen, sie kennen sich schon seit Jahren, obwohl sie sich gerade erst getroffen haben.

Oft bleiben wir Volontäre bis spät in die Nacht auf, um mit unseren Gästen Zeit zu verbringen und Gespräche zu führen über Jesus, Glaube, Bibel, wenn sich dazu Gelegenheit bietet. Viele Israelis sind gläubige Juden und halten sich an die Gebote, die eine jahrhundertealte Tradition haben. Leider glauben sie meist nicht, dass sie die Bibel selber lesen und verstehen können und halten nicht viel von den Prophetien über Jesus im AT. Andererseits gibt es aber auch sehr viele Israelis, für die ihre jüdische Identität keine religiöse Bedeutung hat, sondern eher eine Art Gefühl der Herkunft und Zugehörigkeit zu einem Volk mit einer langen Geschichte.

Was mich aber wirklich erstaunt hat, ist, dass fast alle von Ihnen eines gemeinsam haben: Der Gedanke in einer persönlichen Beziehung zu Gott zu leben, ist für sie neu und fremd. Ich dachte immer, Juden wären durch ihr Verständnis der Bibel und ihren Glauben Gott sehr nahe. Hier ist mir aber klar geworden, dass die meisten von ihnen die Lehre der Rabbis, die sie „Talmud“ nennen, höherstellen als das Wort Gottes. Gott ist für sie eher eine Idee, ein fernes Ideal, als eine Person, die mitten in unserem Leben stehen und uns nahe sein will.

Freitagabend feiern wir mit unseren Gästen den Beginn des „Shabbat“. Israelis lieben  gutes Essen und ich habe gelernt, dass sie mit Leidenschaft kochen, meistens bis spät in die Nacht!

Für das gemeinsame Essen am Shabbatabend kocht jeder etwas und wir haben ein großes Buffet. Dazu kommen die Zopfbrite „Challah“, zwei Kerzen und Traubensaft – das kennt ihr ja! ????

Das Besondere dabei ist, dass vor jedem Shabbat einer von uns Volontären den Gästen in ein paar Minuten erklärt, wer Jeshua, für uns ist und warum wir glauben dass er der von Gott gesandte Messias ist. Während und nach dem Essen beantworten wir dann ihre Fragen und tauschen uns über den Glauben aus.

Dienstagabends tun wir das auch, aber anstelle des Shabbatessens kochen wir „Pojkie“. Das ist ein großer Eintopf, der in einer Art Feuerkessel über Stunden gegart wird. Die Israelis lieben Pojkie, aber wir müssen aufpassen, dass sich alle ans Rezept halten, weil man praktisch alles hineinmischen könnte. Da hatten wir schon ein paar lustige Geschmackserlebnisse…

Donnerstagmorgen ist um 10:00 Check-out für die erste Gruppe der Woche und am Nachmittag empfangen wir die zweite Gruppe, die bis Sonntagmorgen bleibt. Sonntag Nachmittag ist die einzige Zeit ohne Gäste, meistens unternehmen wir Volontäre dann etwas zusammen. Wir gehen wandern oder essen ein 0iEs am See. Auch mehrtägige Ausflüge haben wir schon gemacht. Mein Highlight bis jetzt war, an Silvester neben einem atemberaubenden Wasserfall zu campen und um Mitternacht ums Lagerfeuer zu sitzen, um für das neue Jahr zu beten und Lobpreis zu machen.
Ich verstehe mich gut mit den anderen Volontären, obwohl wir auch sehr verschiedene Persönlichkeiten haben und aus verschiedenen Kulturen kommen. Wir können sehr viel voneinander lernen und sind wie eine Familie.

 

Ich könnte noch viel mehr erzählen und hoffe, dass ihr euch jetzt ein wenig vorstellen könnt, was ich den ganzen Tag so mache. Wenn ihr noch Fragen habt oder mehr wissen wollt, dann schreibt mir! Ich werde versuchen, euch in meinem nächsten Brief darauf zu antworten.

Ich hoffe, euch geht es allen gut und ihr seid schon voller freudiger Erwartung auf die Tournee! Aus der Ferne werde ich mitsingen????.

Alles Lebe und Gottes reichen Segen wünscht euch

eure Zipporah.