Vor ein paar Tagen durfte ich eine außergewöhnliche Rettungsaktion beobachten, als ich gerade auf den “Sunset Stufen” am Bregenzer Hafen ein bisschen Nachmittags-Sonne tankte:

Während ich gerade der Musik aus meinen Kopfhörern lauschte und mich an den glitzernden Wellen freute, fiel mir ein kleiner Stoffhase ins Auge, der ein paar Meter weiter rechts über’s Wasser trieb. Unweit von der Stelle saß eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn und einer anderen Frau. Dem Kind war offenbar versehentlich sein Kuscheltier ins Wasser gefallen, denn es zeigte betroffen mit dem Finger darauf. Dieses ungewöhnliche Szenario hatte sofort meine Aufmerksamkeit, als die beiden Frauen sich ohne zu zögern die Hosenbeine hochkrempelten und versuchten, das Kuscheltier zu erreichen. Jedoch ohne Erfolg – der Stoffhase driftete immer weiter auf dem See hinaus und die Frauen mussten schnell wieder aus dem Wasser, denn das war an diesem Tag sogar den Hunden zu kalt zum Stöckchen holen.  

Eine der Frauen zuckte bedauernd mit den Schultern und setzte sich wieder neben den Jungen, um ihn zu trösten. Doch der blickte ganz ruhig und vertrauensvoll auf seine Mutter, die noch immer dastand und überlegte – so, als wüsste er schon: Mama findet eine Lösung!
Zugegeben, die inzwischen meterweite Distanz zu dem Häschen sah schon recht hoffnungslos aus, aber ich fragte mich trotzdem, was wohl in dem Herz der Mutter gerade vor sich ging. Es sah so aus, als dachte sie: “Mein Sohn liebt dieses Kuscheltier und ich kann es ihm nicht ersetzen – genau dieses gibt es nicht nochmal!”
Plötzlich hatte sie eine Idee. Mit schnellen Schritten rannte sie ganz bis ans Ende der Stufen und winkte und  rief energisch nach einem Mann, der gerade mitten auf dem See seelenruhig und nichtsahnend Tretboot fuhr.

Ein paar Minuten später kam die Mutter zurück und das Tretboot machte ebenfalls kehrt, der Mann hatte endlich verstanden, worum es ging.
Alle Augen schauten nun gebannt auf den Mann, der sich ordentlich ins Zeug legte um nah genug an das Häschen heran zu kommen, und sich weit ins Wasser beugte, bis er es erreicht hatte. Er fuhr noch etwas näher ans Ufer und wollte das Kuscheltier an Land werfen, aber leider verfehlte er das Ziel und es landete wieder im Wasser.

Da ergriff die Mutter ihre letzte Chance und sprang mitsamt Kleidung ins kalte Wasser um das Häschen zu retten. Triefend nass kam sie wieder aus dem Wasser und überreichte ihrem Sohn sein heiß geliebtes Kuscheltier.
Alle umstehenden Leute waren fasziniert von diesem leidenschaftlichen Einsatz und einige begannen zu klatschen. Mich – und vielleicht gleich auch dich! – versetzte aber besonders die Tatsache ins Staunen, dass die Handlung dieser Mutter gerade eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Handeln Gottes hatte.

Schalte jetzt mal deine Fantasie ein und stell dir vor, der kleine Stoffhase steht für einen Menschen und die drei Leute, zu denen er gehört, stehen für den dreieinigen Gott. So wie die Mutter, der kleine Junge und die andere Frau alle zusammen nur ein Ziel hatten, so ist auch Gott eine (natürlich viel perfektere) Gemeinschaft nämlich als Vater, Sohn und Heiliger Geist, und diese drei sind doch ein Gott, der nur eines will: Den Menschen nah bei sich haben. Das kalte Wasser steht für die Sünde und bedeutet Trennung von Gottes Gegenwart. Doch so wie der Junge sich voller Liebe nach seinem verlorenen Häschen sehnte, so sehnt sich auch Gott nach jedem Menschen, der ohne ihn verloren ist.

In seinem unendlich großen Erbarmen setzt er alles in Bewegung, um diesen verlorenen Menschen zu retten und wieder zu sich zu holen, egal wie fern er schon von ihm ist. 
Dabei geht er zum Schluss sogar so weit, dass er sein eigenes Leben gibt. So wie die Mutter ins kalte Wasser gesprungen ist, nass wurde und die Kälte spürte, so ist auch Jesus für uns ans Kreuz und ins Grab gegangen, nahm unsere Schuld auf sich und spürte all unseren Schmerz. Wer sich von Jesus retten lässt, wird mit ihm vom Tod zum ewigen Leben auferstehen, so wie das Kuscheltier mit der Mutter wieder aus dem Wasser ans Land gekommen ist. 

Und noch eines ist mir aufgefallen: Der Mann im Tretboot, wurde von der Mutter ausgesandt, um das Häschen aus dem Wasser zu “fischen”. Genau so sendet Jesus seine Jünger – und zwar dich und mich! – aus, um Menschenfischer zu sein, und Verlorene zu ihm zurück zu bringen. Aber letztendlich sind es nicht wir, die andere retten können, sondern nur Gottes Liebe selbst, die bereit ist, ins kalte Wasser zu springen.
Wenn dich dieses “Real-life-Gleichnis” inspiriert hat, dann lies doch mal in deiner Bibel Lukas 5, 1-11.

Zipporah